Ok, bisschen spacy, aber einfach schön. Im Folgenden werde ich die 19 Elemente des Integrativen Modells der Sozialpsychologie (nach Georg M. Schömer) mit sechs wesentlichen Begriffen aus der Quantenphysik kombinieren. Ziel ist es, Analogiebrücken zu schlagen, um zu verdeutlichen, wie das menschliche Verhalten – insbesondere in sozialen Kontexten – durch diese „quantenphysikalisch inspirierten“ Sichtweisen erweitert oder anders verstanden werden kann. Abschließend werde ich jeweils zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit anführen, um die Überlegungen zu illustrieren. Ein Versuch. Mehr nicht.
Analogien zu den Elementen des Modells
1. Motivation
- Quanten: Motivation kann in „diskreten Paketen“ auftreten. Kleine „Motivationsquanten“ (z. B. einzelne Erfolgserlebnisse) können bereits ausreichen, um eine Verhaltensänderung anzustoßen.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Motivation kann sich wellenförmig ausbreiten (etwa in einer Gruppe) und gleichzeitig als „Impuls“ (Teilchenaspekt) direkt in einer Person wirken.
- Superposition: Menschen können mehrere Motive gleichzeitig „überlagert“ haben (z. B. Autonomie vs. Bindung). Erst in einer spezifischen Situation „kollabiert“ die dominante Motivation.
- Verschränkung: Die Motivation eines Menschen kann untrennbar mit der Motivation einer anderen Person verknüpft sein (z. B. gemeinsame Ziele in einer Partnerschaft).
- Unschärferelation: Wenn man die Intensität einer Motivation genau messen will, ist der Inhalt oder das konkrete Ziel dieser Motivation schwerer zu bestimmen – und umgekehrt.
- Quantentunneln: Trotz scheinbar unüberwindbarer Barrieren kann eine Person „durchtunneln“, wenn eine kleine, aber hinreichende Motivation vorhanden ist.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Zeigt, dass Verhalten nicht rein linear erklärt werden kann, sondern dass auch kleinste Impulse oder Resonanzen in der Gruppe starke Veränderungen auslösen können.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Eine Person mit multiplen Problemen entdeckt ein „Motivationsquant“ in Form einer positiven Rückmeldung. Wie beim Quantentunneln gelingt ihr ein Schritt raus aus der Lethargie, den man objektiv kaum erwartet hätte.
- In einer Selbsthilfegruppe schaukelt sich Motivation wellenförmig hoch. Die Motivation aller Gruppenmitglieder verschränkt sich gegenseitig: Ein Erfolgserlebnis eines Einzelnen lässt andere mitziehen.
2. Emotionen
- Quanten: Emotionen treten oft sprunghaft auf. Ein „emotionales Quantum“ (z. B. ein kurzer Glücksmoment) kann das Stimmungsniveau verändern.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Emotionen können sich diffus wellenartig in einer Gruppe verbreiten (Stimmung) und gleichzeitig als sehr fokussiertes, individuelles „Teilchenereignis“ (z. B. Wut, Freude) auftreten.
- Superposition: Eine Person kann mehrere Emotionen zugleich fühlen (z. B. Liebe + Ärger), die erst in einer bestimmten Situation in eine dominante Emotion „kollabieren“.
- Verschränkung: Eng verbundene Personen (z. B. Eltern und Kind) sind in ihren Emotionen oft miteinander „verschränkt“ – spürt ein Elternteil starke Furcht, überträgt sich das unmittelbar aufs Kind.
- Unschärferelation: Versucht man genau zu erfassen, wie stark eine Emotion ist, wird die Ursache (oder umgekehrt) schwerer greifbar.
- Quantentunneln: Emotionsbarrieren (z. B. Abwehr, Scham) können unerwartet durchbrochen werden, wenn ein empathisches Setting gegeben ist.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Verdeutlicht, warum Emotionen oft nicht eindeutig sind, sondern sich abrupt ändern oder überraschend stark übertragen.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In einer Krisenintervention zeigen Klient:innen häufig widersprüchliche Emotionen (Superposition). Erst im geschützten Rahmen „kollabieren“ sie in Weinen oder Wut.
- Bei einer Gruppenberatung „steckt“ eine emotionale Stimmung (z. B. Hoffnung) alle an (Wellen-Teilchen-Dualität). Dank dieser kollektiven Euphorie kann ein Einzelner plötzlich seine Schambarriere durchbrechen (Quantentunneln).
3. Volition (Willenskraft)
- Quanten: Willenskraft kann in kleinen „Quanten“ ansteigen (z. B. kleine Erfolgserlebnisse), bis ein Schwellwert überschritten wird und aktive Umsetzung erfolgt.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Willenskraft kann als wellenförmiger Prozess (Auf und Ab über die Zeit) und zugleich als konkreter Entschluss (Teilchen) angesehen werden.
- Superposition: Mehrere Handlungsabsichten können gleichzeitig bestehen („Ich möchte abnehmen – aber ich will jetzt auch Schokolade“). Die volitionale Entscheidung kollabiert in dem Moment, in dem man wirklich handelt.
- Verschränkung: Die Willenskraft einer einzelnen Person ist verschränkt mit dem kollektiven Willen; die Entschlossenheit des Teams hängt wechselseitig zusammen.
- Unschärferelation: Versucht man, den Zeitpunkt eines Willensentschlusses exakt zu bestimmen, wird dessen Intensität oder Ausmaß nur vage quantifizierbar und umgekehrt.
- Quantentunneln: Selbst bei großen Hindernissen kann ein Mensch „willentlich“ eine Möglichkeit finden, hindurchzugleiten (z. B. durch ungeahnte innere Ressourcen).
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Zeigt, dass Willenskraft nicht dauerhaft stabil sein muss, sondern durch minimalste Impulse angeregt oder gehemmt werden kann.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Eine Jugendliche in einem Resozialisierungsprogramm hat mehrfach Pro- und Kontra-Phasen (Wellen). Ein kleines positives Erlebnis (Quant) kippt schließlich ihre Entscheidung, aktiv Arbeit zu suchen.
- In einer Wohngruppe beschließt ein Jugendlicher trotz starker Rückschläge (Barrieren) den Abschluss nachzuholen. Die unerschütterliche Willenskraft zeigt sich wie Quantentunneln: gegen alle Wahrscheinlichkeit gelingt der Durchbruch.
4. Kognition
- Quanten: Kognitive Einsichten (Aha-Momente) können als „Quanten“ auftreten. Plötzlich springt die Erkenntnis auf ein neues Niveau.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Gedanken breiten sich unbewusst wellenartig im Hintergrund aus, können aber in bewusstem Fokus als „konkrete Teilchen“ in den Vordergrund treten.
- Superposition: Mehrere gedankliche Hypothesen existieren gleichzeitig, bis man eine Entscheidung oder Schlussfolgerung trifft.
- Verschränkung: Die Gedankengänge eines Menschen sind eng mit denen anderer verwoben (z. B. durch gemeinsame Sprache, Diskussion). Was einer denkt, beeinflusst den anderen.
- Unschärferelation: Je genauer man einen Gedanken zu fassen versucht, desto mehr verliert man möglicherweise den Kontext („den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“).
- Quantentunneln: Ein scheinbar „unzugängliches“ Problem wird manchmal durch einen intuitiven „Sprung“ gelöst, der rational nicht vollständig erklärbar ist.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Macht deutlich, dass Denken nicht rein rational-linear abläuft, sondern sprunghafte (quantisierte) und gemeinschaftlich gekoppelte Aspekte enthält.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Bei einer Familienberatung erlebt eine Mutter einen kognitiven „Sprung“ (Quant) und versteht plötzlich die Perspektive ihres Kindes.
- Bei der Lösung sozialer Konflikte in einer Wohngruppe kann ein unerwarteter Einfall (Quantentunneln) die Gruppe aus einer gedanklichen Sackgasse führen.
5. Umwelt
- Quanten: Umweltfaktoren (z. B. soziale Reize) wirken oft in kleinen Einheiten, die aber summiert großes Gewicht erlangen können.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Die Umwelt strahlt „Wellen“ von Einflüssen aus (Medien, Gruppendruck), die zugleich sehr konkrete, einzelne Effekte (Teilchen) auf Individuen haben.
- Superposition: Die Umgebung kann mehrere widersprüchliche Signale zugleich senden (z. B. in einer Stadt: Armut und Luxus).
- Verschränkung: Verschiedene Umwelten (Familie, Schule, Peergroup) sind oft eng miteinander verknüpft. Eine Veränderung im sozialen Kontext A wirkt sich sofort auf Kontext B aus.
- Unschärferelation: Je genauer man einen spezifischen Umwelteinfluss isoliert, desto weniger erfasst man das Zusammenspiel aller anderen Umwelteinflüsse.
- Quantentunneln: Selbst in einer scheinbar widrigen Umwelt kann ein Mensch sich „hindurchbewegen“, wenn bestimmte Förderfaktoren (z. B. Mentor:in) wirken.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Es wird klar, dass Verhalten nicht nur eine Summe von Umwelteinflüssen ist, sondern auch, dass minimale Änderungen große Effekte („Kipppunkte“) erzeugen können.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Ein Jugendzentrum, das viele parallele Angebote macht (Superposition verschiedener Reize), ermöglicht Jugendlichen, sich unterschiedlich inspirieren zu lassen.
- Eine Sozialarbeiterin lobt täglich kleine Fortschritte (Quanten). Auch in einer problembehafteten Umgebung „tunnelt“ ein Klient sich heraus, indem er dieses Lob internalisiert.
6. Sinneskanäle
- Quanten: Sensorische Informationen werden in kleinen „Datenpaketen“ aufgenommen (etwa Schallquanten, Lichtquanten).
- Wellen-Teilchen-Dualität: Unsere Wahrnehmung kann wellenförmig (z. B. diffuse Atmosphäre) oder sehr punktuell (z. B. fokussierter Blick, einzelner Klang) erfolgen.
- Superposition: Mehrere Sinneskanäle liefern gleichzeitig Eindrücke, die sich überlagern. Erst durch selektive Aufmerksamkeit „kollabiert“ die Wahrnehmung auf einen Hauptkanal.
- Verschränkung: In sozialen Situationen ist die eigene Wahrnehmung mit der Mimik/Gestik des Gegenübers eng verknüpft; wir reagieren unmittelbar auf subtilste nonverbale Signale.
- Unschärferelation: Je stärker man auf einen Sinneskanal achtet, desto weniger nimmt man andere Kanäle wahr.
- Quantentunneln: Trotz sensorischer Blockaden (z. B. Lärmkulisse) kann eine Person einen wichtigen Reiz herausfiltern oder „durchdringen“, wenn er bedeutsam genug ist.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Erklärt, warum unsere Wahrnehmung selektiv und kontextabhängig ist und wie kleine, bedeutsame Reize trotz lauter Umwelt hervortreten können.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In der Arbeit mit traumatisierten Klient:innen nutzt man multisensorische Reize. Die Person erlebt eine „Überlagerung“ (Superposition) von Eindrücken, bevor eine einzelne beruhigende Sinneserfahrung dominiert.
- Bei einem Straßenfest gelingt es dem Streetworker dennoch, die Stimme eines Klienten zu „erhören“ – ein Fall von Quantentunneln in der Wahrnehmung.
7. Aufmerksamkeit
- Quanten: Aufmerksamkeit springt in einzelnen „Quanten“ von Reiz zu Reiz.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Aufmerksamkeit kann sich breit streuen (Wellen) oder punktuell fokussiert sein (Teilchen).
- Superposition: Man kann mehrere Dinge scheinbar gleichzeitig beachten, bis man sich festlegt (multitasking vs. tatsächlicher Fokus).
- Verschränkung: In einer Gesprächssituation verschränkt sich die Aufmerksamkeit der Beteiligten: Jeder reagiert auf Blickkontakt, Tonfall usw.
- Unschärferelation: Je genauer man sich auf eine Aufgabe konzentriert, desto mehr vernachlässigt man andere Reize (selektive Blindheit).
- Quantentunneln: Selbst bei Ablenkung und Reizüberflutung gelingt es manchmal, auf ein entferntes oder schwaches Signal „zu tunneln“, wenn dieses emotional oder kognitiv wichtig ist.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Zeigt, dass Aufmerksamkeit nicht kontinuierlich-regelhaft ist, sondern plötzlich umspringen kann und zudem eng mit sozialer Resonanz zusammenhängt.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In einer Gruppenstunde bewegen sich die Jugendlichen zwischen verschiedenen Themen (Aufmerksamkeitsquanten). Plötzlich entsteht ein konzentrierter Moment (Teilchen-Charakter), in dem alle zuhören.
- Ein Klient mit ADHS lernt mithilfe einer Betreuerin, seine Aufmerksamkeit auf wichtige soziale Signale zu „tunneln“ (Quantentunneln), anstatt sich von jedem Nebengeräusch ablenken zu lassen.
8. Informationsverarbeitung und Gedächtnis
- Quanten: Gedächtnis speichert in diskreten Gedächtniseinheiten (Chunks), vergleichbar mit „Datenpaketen“.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Gedächtnisinhalte können sowohl diffus (implizites Wissen) als auch konkret (explizites Wissen) repräsentiert sein.
- Superposition: Mehrere Erinnerungen überlagern sich – beim Abruf entscheidet der Kontext, welche Erinnerung „realisiert“ wird.
- Verschränkung: Gemeinsame Erinnerungen von Menschen in einer Gruppe sind miteinander verbunden; wenn eine Person Details erinnert, aktiviert das sofort die Erinnerung der anderen.
- Unschärferelation: Versucht man, eine Erinnerung sehr detailgenau abzurufen, verliert man oft das Gesamtbild und umgekehrt.
- Quantentunneln: Verschüttete (traumatische) Erinnerungen können „durchtunneln“ und sich in Bewusstsein drängen, selbst wenn es scheinbar unüberwindbare Verdrängungsmechanismen gibt.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Erklärt, weshalb Informationsverarbeitung und Gedächtnis weder exakt noch linear sind, sondern sich durch kleine Impulse und soziale Einflüsse sprunghaft verändern können.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In einer Biografiearbeit helfen kleine „Trigger“ (Quanten) den Klient:innen, vergessene oder verdrängte Ereignisse wiederzufinden.
- In einer Therapiegruppe führt das gemeinsame Reflektieren von Erlebnissen (Verschränkung der Gedächtnisinhalte) dazu, dass plötzlich ganz neue Details in Erinnerung gerufen werden.
9. Verhalten
- Quanten: Einzelne Verhaltensakte können wie „diskrete Ereignisse“ sein, die als sichtbare Manifestation innerer Prozesse auftreten.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Verhalten kann sich wellenförmig zeigen (z. B. allmähliche Stimmungsübertragung in einer Gruppe) und zugleich punktuell (z. B. eine plötzliche aggressive Handlung).
- Superposition: Mehrere Verhaltensoptionen liegen gleichzeitig vor. Die endgültige Handlung zeigt, welche Option „kollabiert“.
- Verschränkung: In intensiven sozialen Beziehungen ist das Verhalten der Beteiligten stark miteinander verschränkt – eine Aktion ruft sofort eine Reaktion hervor.
- Unschärferelation: Versucht man, den genauen Auslöser eines Verhaltens zu bestimmen, verliert man oft den Überblick über das emotionale Ausmaß – und umgekehrt.
- Quantentunneln: Verhaltensweisen, die scheinbar blockiert sind (z. B. aus Scham, Angst), können dennoch „unvorhergesehen“ hervortreten, wenn genug innere Energie/Impuls vorhanden ist.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Hilft zu erkennen, dass Verhalten nicht ausschließlich deterministisch oder gradlinig abläuft, sondern spontane, ggf. sehr subtile Impulsfaktoren hat.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Ein Klient zeigt plötzlich ein aggressives Verhalten (Teilchen), obwohl zuvor die Stimmung in der Gruppe allmählich gekippt ist (Welle).
- Ein Jugendlicher, der eigentlich sehr verschlossen ist, „tunnelt“ unter dem richtigen situativen Impuls durch seine Schüchternheit und meldet sich von selbst zu Wort.
10. Zeit
- Quanten: Man kann Zeit psychologisch in kleinen Abschnitten (Momente) erleben – z. B. jeder Augenblick kann eine neue Chance sein.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Zeit kann sich subjektiv dehnen (Wellencharakter: Langeweile) oder punktuell rasen (Teilchencharakter: Flow-Moment).
- Superposition: Die Wahrnehmung der Vergangenheit und Zukunft kann gleichzeitig präsent sein, bis eine Entscheidung getroffen wird, wie man die Gegenwart erlebt.
- Verschränkung: In einer engen Beziehung kann die Zeitwahrnehmung der beiden Personen „verschränkt“ sein – beide empfinden bestimmte Momente intensiver, wenn sie sie gemeinsam erleben.
- Unschärferelation: Je genauer man sich auf einen Zeitpunkt fixiert (z. B. eine Deadline), desto diffuser wird das subjektive Zeitempfinden um diesen Punkt herum.
- Quantentunneln: Trotz scheinbarer Zeitknappheit kann man „durchtunneln“ und in kurzer Zeit mehr schaffen, als objektiv möglich schien (Stichwort: „Endspurt“).
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Erklärt, warum subjektive Zeiterfahrung schwankt, warum „plötzliche“ Veränderungen in letzter Sekunde möglich sind und wieso gemeinsamer Zeitrhythmus wichtig für soziale Harmonie ist.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Ein Klient erlebt in der Therapie, dass die Zeit sehr langsam vergeht (Wellen), während kurze Erfolgsmomente (Teilchen) plötzlich verfliegen.
- Bei der Wohnungssuche unter hohem Zeitdruck gelingt es einer Klientin, in letzter Minute doch eine Unterkunft zu organisieren (Quantentunneln).
11. Stärke bzw. Dimensionen
- Quanten: Die Intensität einer Einstellung oder Emotion kann in kleinen „Einheiten“ zunehmen. Ein kleiner Schub kann das Fass zum Überlaufen bringen.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Die Stärke kann sich langsam aufbauen (Welle) und sich in einem plötzlichen Ausbruch zeigen (Teilchen).
- Superposition: Unterschiedliche Intensitäten verschiedener Einstellungen sind gleichzeitig vorhanden; erst bei einer Handlung zeigt sich, welche Einstellung tatsächlich überwiegt.
- Verschränkung: Die Intensität von Gefühlen in einer Gruppe ist oft gekoppelt – steigt bei einer Person die Anspannung, kann sie sich auf andere übertragen.
- Unschärferelation: Je konkreter man die Intensität messen will (z. B. „1–10 Skala“), desto diffuser wird, in welcher Situation sich diese Intensität genau zeigt.
- Quantentunneln: Manchmal durchbricht ein Mensch seine vermeintliche „Grenze“ der Belastbarkeit auf überraschende Weise, obwohl die Dimension der Stärke eigentlich nicht ausgereicht hätte.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Veranschaulicht, dass die „Quantität“ einer Emotion oder Einstellung nicht statisch ist, sondern sprunghaft variieren und sich in der Gruppe synchronisieren kann.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Ein Mensch mit Depression erlebt eine wachsende innere Stärke (Welle) durch fortlaufende Beratung, bis eine plötzliche Tat diese Stärke manifestiert (Teilchen).
- Eine Klientin schafft es wider Erwarten, eine extreme Stresssituation zu bewältigen (Quantentunneln), obwohl sie selbst ihre Belastungsgrenze schon überschritten glaubte.
12. Entwicklung
- Quanten: Entwicklung verläuft in Stufen (diskrete Sprünge), z. B. Piagets Stufenmodell in der Entwicklungspsychologie.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Entwicklung kann sich als kontinuierlicher Prozess (Welle) zeigen, aber auch in Sprüngen (Teilchen) voranschreiten.
- Superposition: Verschiedene Entwicklungspotenziale existieren parallel. Erst mit der Zeit entscheidet sich, welcher Entwicklungsweg realisiert wird.
- Verschränkung: Die Entwicklung eines Kindes ist stark mit dem familiären Umfeld verschränkt; Veränderungen in der Familie ziehen Veränderungen beim Kind nach sich.
- Unschärferelation: Fokussiert man sich stark auf einen Entwicklungsaspekt, übersieht man leicht andere Bereiche.
- Quantentunneln: Ein Kind kann sich plötzlich in einem Bereich (z. B. Sprache) stark weiterentwickeln, obwohl die Umstände das kaum erwarten ließen.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Gibt Einblick, dass Entwicklung nicht nur kontinuierlich, sondern auch sprunghaft und kontextabhängig läuft, stark verwoben mit Umgebung und Chancen.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung zeigt ein Kind, das lange stagnierte, plötzlich einen großen Entwicklungssprung (Quant).
- Ein Flüchtlingskind ohne Deutschkenntnisse „tunnelt“ sich in wenigen Monaten zu einer erstaunlichen Sprachkompetenz, weil es intensiv motiviert ist.
13. Selbst
- Quanten: Das Selbstkonzept kann sich durch einzelne (teils kleine) Schlüsselerfahrungen verändern.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Das Selbst kann mal fließend (dynamische Identität) und mal sehr konkret (festes Selbstbild) sein.
- Superposition: Verschiedene Selbstbilder existieren gleichzeitig („Privates Ich“, „Berufs-Ich“, „Wunsch-Ich“), bis eine konkrete soziale Situation das „realisierte“ Selbstbild hervorruft.
- Verschränkung: Das Selbstkonzept ist oft eng mit wichtigen Bezugspersonen verschränkt. Änderungen bei ihnen beeinflussen das eigene Selbstbild.
- Unschärferelation: Je stärker man das Selbst analysiert, desto weniger „greifbar“ wird es.
- Quantentunneln: Ein Mensch kann aus alten Selbstzweifeln „heraustunneln“, wenn ein kritischer Moment/Impuls die Barriere des geringen Selbstwerts durchbricht.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Zeigt, dass Identität weder nur starr noch nur fließend ist, sondern sich in Abhängigkeit von mikroskopisch kleinen „Erkenntnissprüngen“ und sozialen Verschränkungen verändern kann.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Ein Obdachloser findet durch eine kleine Anerkennung (Quant) im Tageszentrum wieder Selbstvertrauen – er sieht sich nun als würdig.
- Eine junge Frau, die Opfer von Mobbing wurde, erlebt während eines Empowerment-Workshops einen plötzlichen Durchbruch (Quantentunneln) in ihrem Selbstwert.
14. Wahrnehmung
- Quanten: Sinnesreize werden in diskreten Impulsen ans Gehirn weitergeleitet (Aktionspotenziale).
- Wellen-Teilchen-Dualität: Wir nehmen unsere Umgebung teils diffus (z. B. Atmosphäre) und teils punktgenau (einzelner Reiz) wahr.
- Superposition: Mehrere Wahrnehmungsoptionen liegen parallel vor (ambigue Figuren), bis wir uns für eine Interpretation entscheiden.
- Verschränkung: In sozialen Interaktionen ist die Wahrnehmung der einen Person mit der Mimik und Körpersprache der anderen gekoppelt.
- Unschärferelation: Fokussieren wir uns auf ein Detail, verschwimmt das Gesamte; nehmen wir das Ganze in den Blick, verlieren wir Details.
- Quantentunneln: Auch bei schwerer Ablenkung kann ein Mensch einen wichtigen Hinweis (z. B. Hilferuf) heraushören oder erkennen.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Erklärt, wie selektiv und kontextabhängig Wahrnehmung ist und warum sich verschiedene Personen ganz unterschiedliche „reale“ Eindrücke verschaffen können.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Bei einer Hausbesuchssituation in einer chaotischen Wohnung „tunnelt“ der/die Sozialarbeiter:in auf kleine Hinweise, die auf Kindeswohlgefährdung schließen lassen.
- In einer Beratungsstelle nehmen Klient:innen anfangs nur eine diffuse Atmosphäre wahr. Im Gespräch fokussieren sie dann auf ein konkretes Problem (Wellen-Teilchen-Dualität).
15. Lernen
- Quanten: Lernen kann in kleinen Schritten (Lernhäppchen) erfolgen, die sich zu umfassendem Wissen summieren.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Lernprozesse können schleichend und kontinuierlich (Welle) oder durch plötzliche Erkenntnissprünge (Teilchen) geprägt sein.
- Superposition: Mehrere Lernwege sind gleichzeitig möglich, bis sich herauskristallisiert, was erfolgreich ist.
- Verschränkung: Gruppendynamisches Lernen: Die Lernerfolge einzelner sind eng mit jenen der anderen verbunden – kollaboratives Lernen.
- Unschärferelation: Je mehr man versucht, genau den Lernfortschritt zu messen, desto weniger spontan kann der Lernprozess verlaufen (Test-Effekt).
- Quantentunneln: Manchmal gelingt ein Lernfortschritt, obwohl die Voraussetzungen (z. B. Vorwissen) eigentlich unzureichend scheinen – ein „Durchbruch“ durch die Barriere.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Zeigt, dass Lernen nicht nur linear und planbar ist, sondern dass minimale Aha-Momente, soziale Einflüsse und Kontextfaktoren große Rolle spielen.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In einem Alphabetisierungskurs erleben Teilnehmende teils zähe Fortschritte (Welle), aber auch plötzliche Aha-Effekte (Teilchen).
- Ein junger Migrant „tunnelt“ sich durch die sprachliche Barriere, indem er intensiv Alltagssituationen nutzt, obwohl formale Lernmethoden anfangs nicht greifen.
16. Kommunikation
- Quanten: Jede gesendete Botschaft ist ein „Informationsquant“, das beim Empfänger ankommen kann oder nicht.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Kommunikation kann sich wellenartig ausbreiten (Gerüchte, Massenkommunikation) und gleichzeitig punktgenau (ein Gesprächsakt) stattfinden.
- Superposition: Mehrdeutige Aussagen können mehrere Bedeutungen gleichzeitig transportieren. Erst durch Rückfrage „kollabiert“ die Bedeutung.
- Verschränkung: Die Kommunikation zwischen zwei engen Partnern ist oft so „verschränkt“, dass sie sich ohne viele Worte verstehen.
- Unschärferelation: Versucht man, eine Botschaft hypergenau zu formulieren, geht oft die emotionale Komponente verloren.
- Quantentunneln: Trotz Sprach- oder Kulturbarrieren kann Kommunikation gelingen, wenn ein intensiver Kontext oder hoher Wille besteht.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Veranschaulicht, warum Missverständnisse (Superposition) entstehen, wie sich Stimmungen in Gruppen (Wellen) übertragen und wie schon ein einziger Satz große Änderungen auslösen kann.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Bei der Mediation zwischen zwei Konfliktparteien kann ein kleines, klärendes Wort (Quant) eine große Veränderung bewirken.
- In der interkulturellen Sozialarbeit „tunneln“ sich Fachkräfte durch sprachliche Hürden mithilfe von Gestik, Mimik und Empathie.
17. Attribution
- Quanten: Der Mensch teilt kausale Erklärungen oft in kleine Ketten von Ursache-Wirkung auf (Quanten der Erklärung).
- Wellen-Teilchen-Dualität: Attribution kann diffuses Hintergrundrauschen haben („es liegt an allem Möglichen“) und sich zugleich in einer konkreten Schuldzuweisung verdichten („es ist deine Schuld“).
- Superposition: Eine Handlung kann mehrere potentielle Ursachen gleichzeitig haben (intern vs. extern), bis in einer Situation eine konkrete Attribution „kollabiert“.
- Verschränkung: Die Attributionen in einer Gruppe sind eng miteinander verflochten – wenn sich eine Person als Schuldigen sieht, können andere entlastet sein.
- Unschärferelation: Je genauer man den äußeren Faktor als Ursache benennt, desto weniger wird der innere Faktor berücksichtigt und umgekehrt.
- Quantentunneln: Selbst wenn äußere und innere Faktoren stark gegen eine Person sprechen, kann jemand eine neue Attribution finden („Ich kann ja doch etwas verändern“).
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Erklärt, warum wir oft keine eindeutig richtigen oder falschen Ursachenzuschreibungen haben, sondern dass sie sprunghaft wechseln und sozial geprägt sind.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- Ein Klient macht sich lange selbst Vorwürfe (internale Attribution). Eine kleine Erfolgserfahrung (Quant) reicht aus, um diese Sicht teilweise zu verändern.
- Bei einer Gruppendiskussion „verschieben“ Teilnehmende wechselseitig die Attribution von internal zu external (Verschränkung), bis gemeinsam eine neue Deutung gefunden wird.
18. Biologische Grundlagen
- Quanten: Neurotransmitter werden in synaptischen Vesikeln (Quanten) ausgeschüttet.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Gehirnprozesse (z. B. EEG-Signale) laufen in Wellenmustern ab, während einzelne Neuronen feuern (Teilchencharakter).
- Superposition: Verschiedene neuronale Netzwerke können gleichzeitig aktiv sein, erst die Gesamtaktivität führt zu einem klaren Verhalten.
- Verschränkung: Die Reaktion eines Menschen ist eng mit hormonellen bzw. neurochemischen Zuständen verbunden. Veränderungen im Hormonspiegel wirken sich sofort auf Stimmung und Kognition aus.
- Unschärferelation: Je detaillierter man einzelne Hirnareale untersucht, desto schwerer wird es, das komplexe Zusammenspiel zu erfassen.
- Quantentunneln: Manche Menschen erreichen trotz eingeschränkter biologischer Voraussetzungen erstaunliche Leistungen – ein „Durchtunneln“ in neuronalen Kompensationsprozessen.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Zeigt, dass biologische Grundlagen weder allein determinieren, noch beliebig sind – kleinste Veränderungen auf chemischer Ebene können Verhalten stark beeinflussen.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In der Arbeit mit Menschen mit Hirnverletzungen zeigt sich, dass trotz deutlicher Defizite kleine Impulse (Neurotransmitter-Quanten) große Lernfortschritte ermöglichen.
- Ein Jugendlicher mit ADHS kann durch gezieltes Training „Wellenmuster“ des Gehirns (Neurofeedback) beeinflussen und somit Verhalten steuern.
19. Kultur
- Quanten: Kulturelle Normen bestehen aus vielen kleinen Einheiten (Symbole, Rituale), die zusammen ein Werte- und Bedeutungssystem ergeben.
- Wellen-Teilchen-Dualität: Kultur kann sich breitflächig und subtil verbreiten (Welle) und gleichzeitig in konkreten Bräuchen oder Objekten sichtbar werden (Teilchen).
- Superposition: In einer multikulturellen Gesellschaft überlagern sich verschiedene kulturelle Einflüsse. Erst bei konkreten Entscheidungen zeigt sich, welche Kulturdominanz „kollabiert“.
- Verschränkung: Kulturelle Gruppen sind oft eng verwoben. Veränderungen in einer Subkultur beeinflussen andere Gruppen unvermittelt.
- Unschärferelation: Versucht man, eine Kultur sehr genau zu definieren, übersieht man oft die vielen Facetten und individuellen Unterschiede.
- Quantentunneln: Einzelne Individuen können Barrieren zwischen Kulturen durchbrechen und neue interkulturelle Mischformen kreieren.
Nutzen für Verhaltensverständnis:
Verdeutlicht, dass Kultur aus vielen kleinen Elementen besteht, die sich gegenseitig beeinflussen, und dass das Individuum auch in scheinbar strikten Traditionen Lücken für Innovation finden kann.
Zwei Beispiele aus der Sozialen Arbeit:
- In einem interkulturellen Kinderprojekt vermischen sich verschiedene Brauchtümer (Superposition). In einer bestimmten Situation (Weihnachtsfeier) „kollabiert“ dann eine spezifische gemeinsame Feierkultur.
- Ein Jugendlicher aus einer traditionellen Familie „tunnelt“ sich hin zur hippen Jugendkultur, indem er Musik und Kleidung neu kombiniert – trotz Widerstands aus der Herkunftskultur.
Gesamtaussage
Das Integrative Modell der Sozialpsychologie bietet ein umfassendes Rahmenkonzept menschlichen Verhaltens. Die quantenphysikalisch motivierten Denkfiguren eröffnen dabei eine zusätzliche, metaphorische Betrachtungsebene:
- Verhalten und soziale Prozesse erscheinen als überlagerte Möglichkeiten (Superposition), die sich in situativen Momenten zu konkreten Handlungen verdichten.
- Individuen und Gruppen stehen in enger Wechselwirkung (Verschränkung), wodurch soziale Resonanzen nahezu augenblicklich entstehen können.
- Die Vorstellung nichtlinearer Entwicklungen (Quantentunneln) macht sichtbar, dass auch minimale Chancen und Impulse Wandel ermöglichen können.
Diese Analogien sind keine naturwissenschaftlichen Erklärungen, sondern heuristische Modelle, die helfen, psychisches und soziales Geschehen als probabilistisch, kontextabhängig und dynamisch zu verstehen.
Eine Frage stellt sich mir aber. Wenn Verhalten eine Funktion von Person und Umwelt ist (Lewin): Was gilt in diesem Rahmen als Impuls—inneres Erleben, äußeres Ereignis oder empirisch operationalisierte Messgröße? Und wer zieht diese Grenze: die Beobachtenden, die Betroffenen oder die wissenschaftliche Gemeinschaft? Eine Einladung zum Weiterdenken.
Georg Schömer, Diplompsychologe, Hochschuldozent.
schoemer@web.de
Das Psychoton (hypothetische und heuristische Betrachtung)
Bezüglich Informationsverarbeitung, Selbst, … , und Bewusstsein ein weiterer etwas abgehobener Gedanke. Einfach crazy? Na und. Eine Idee.
Das Integrative Modell der Sozialpsychologie von Georg Schömer (DIMODDES) lässt sich als psychologische Entsprechung zu dem begreifen, was die moderne Physik mit der Quantengravitation anstrebt: den Versuch, unterschiedliche Erklärungsebenen in ein übergeordnetes, nicht-reduktionistisches Gerüst zu integrieren. Während die Physik die Allgemeine Relativitätstheorie, die die makroskopische Struktur von Raumzeit und Gravitation beschreibt, mit der Quantenmechanik der subatomaren Welt zu vereinen sucht, führt Schömer in der Psychologie biologische, emotionale, kognitive, soziale und kulturelle Perspektiven in einem metatheoretischen Rahmen zusammen, der ausdrücklich pluralistisch und heuristisch angelegt ist. In beiden Fällen geht es nicht um die Ersetzung bestehender Paradigmen, sondern um ihre Koordination innerhalb eines umfassenderen, dynamischen Systems.
In dieser Hinsicht ist der Vergleich zwischen dem hypothetischen Graviton der Physik und einem möglichen „Psychoton“ im psychologischen Denken mehr als nur ein sprachliches Spiel. Das Graviton steht für die Idee eines elementaren Vermittlers von Anziehungskräften im physikalischen Universum, einer bislang nicht empirisch nachgewiesenen, aber theoretisch notwendigen Größe, um die Gravitation in die Quantenwelt einzubetten. Übertragen auf das psychische Geschehen könnte das „Psychoton“ als metaphorische Denkfigur dienen – als kleinste Einheit psychischer Energie oder Bewusstseinsaktivität, die die Wechselwirkungen zwischen Wahrnehmung, Emotion, Motivation und Kognition trägt. Es beschreibt kein reales Teilchen, sondern eine symbolische Ebene, die das Zusammenwirken innerer und äußerer Kräfte in der Psyche sichtbar macht.
Im Sinne des DIMODDES wäre dieses Konzept klar im Ideengeber-Modus verortet. Es erfüllt die gleiche Funktion, die Schömer seinem Modell zuschreibt: ein heuristisches Werkzeug zu sein, das neue Perspektiven eröffnet, ohne empirische Ansprüche zu erheben. Das „Psychoton“ erlaubt es, Bewusstsein als dynamisches Feld zu denken, das die verschiedenen Faktoren des Modells – etwa biologische Grundlagen, Aufmerksamkeit, Emotion, Motivation oder Kommunikation – energetisch miteinander verknüpft. Diese Feldmetaphorik entspricht der psychophysischen Tradition Gustav Theodor Fechners, der bereits im 19. Jahrhundert mit seiner Psychophysik die Brücke zwischen der Welt der Reize und der Welt der Empfindungen zu schlagen suchte. Fechner zeigte, dass sich subjektives Erleben mathematisch in Beziehung zur objektiven Reizintensität setzen lässt, und er vertrat mit seiner „Tagesansicht“ des Panpsychismus die Vorstellung einer durchgängig beseelten Natur.
Schömers integratives Modell kann diese beiden Denklinien – die empirisch-messbare Psychophysik und die metaphysische Idee einer universellen Innerlichkeit – aufnehmen, ohne sie zu verwechseln. Die Psychophysik findet ihren Platz in den Faktoren Wahrnehmung, VAKOG, Aufmerksamkeit und Biologische Grundlagen; der Panpsychismus dagegen gehört, als kulturelle und ideelle Perspektive, in die ideengebende und kommunikative Ebene des Modells. Damit wird das Modell zu einem Resonanzraum zwischen Physik, Psychologie und Philosophie: Es akzeptiert, dass Bewusstsein und Materie zwei Seiten einer komplexen Wirklichkeit sind, deren Einheit wir zwar nicht messen, wohl aber beschreiben, interpretieren und erfahrungsnah strukturieren können.
Für Psychologen und philosophische Physiker eröffnet sich damit ein konstruktiver Zugang: Das DIMODDES kann als theoretische Landkarte verstanden werden, die die psychischen, biologischen und symbolischen Dimensionen menschlichen Erlebens ähnlich integriert, wie eine künftige Quantentheorie von Raumzeit und Energie die physikalischen Dimensionen der Welt vereinen will. Beide Ansätze zeigen, dass Erkenntnis dort entsteht, wo disziplinäre Grenzen durchlässig werden – nicht durch Vermischung, sondern durch reflektierte Integration. Das „Psychoton“ steht in diesem Sinn nicht für eine neue Entität, sondern für den Versuch, den elementaren Impuls des Bewusstseins zu denken: als kleinste, noch nicht messbare, aber erfahrbare Schnittstelle zwischen Energie, Information und Sinn. Bewusstsein!
Lieben Gruß
G. Schömer
schoemer@web.de